EU erlässt neue Richtlinien für Kreditkarten
Damit die viel kritisierte Abzocke bei den Kreditkartengebühren ein Ende hat, wird das EU-Parlament nun einen weiteren wichtigen Schritt gehen. Es wurden nämlich neue Richtlinien erlassen, was die Kreditkartennutzung angeht. Damit können die Rechte der Kunden verbessert werden und die Gebühren gleichzeitig begrenzt werden.
Kreditkartenindustrie bekommt klare Regeln vorgegeben
Die Großverdiener an den Kreditkarten sind nicht lediglich die Unternehmen, die das Plastikgeld herausgeben. Auch die Händler, die durch ihr eigenes Geschäftsgebaren noch den einen oder anderen Euro mehr Umsatz auf dem Kunden herauspressen, der mit der Kreditkarte zahlen möchte, ist ein Gewinner bei der Plastikgeldbezahlung. Diesem Verhalten wird gemäß dem Willen der EU nach einer erfolgten Übergangsfrist dann spätestens im Jahr 2017 ein Ende gesetzt. Die neu erarbeiteten Richtlinien bedeuten einen wichtigen Schritt in Richtung Verbraucherschutz, denn dieser benötigt gerade bei einer häufigen Nutzung des Plastikgeldes mit häufig horrenden Gebühren nach Meinung der EU einen wichtigen Schutz.
Deckelung der Zahlungsentgelte bereits in 2016
Bereits vor einiger Zeit hatte das Parlament in Straßburg schon eine Deckelung von Kreditkartengebühren bei Bezahlungen im Handel angekündigt. Schon ab 2016 können Händler und Banken nicht mehr selbsterdachte Gebühren in unbegrenzter Höhe beim Kunden in Rechnung stellen. Anstelle dessen wurden den Händlern und Banken nun für die Kartenzahlungen klare Grenzen gesetzt, an die sie sich seit Anfang 2016 halten müssen.
Höhe der Deckelung
Die Deckelung liegen für die Zahlungsentgelte dann bei EC-Karten bei maximal 0,2 Prozent und bei Kreditkarten von MasterCard und Visa bei maximal 0,3 Prozent. Das bedeutet für die Händler eine große Ersparnis, denn so können ihnen die Banken nicht mehr für jede Kreditkartenzahlung verschieden hohe Gebühren in Rechnung stellen. Diese Gebühren lagen in der Vergangenheit bei teilweise deutlich mehr als einem Prozent. Für American Express Kreditkarten gelten die Regeln jedoch erst einige Jahre später.
Die gleichen neuen Regeln gelten dann auch für Händler im Internet. Bisher mussten Kunden je nach Wahl des Onlineshops teilweise bis zu drei Prozent der Kaufsumme zusätzlich in die Gebühren für die Kreditkartenzahlung investieren. Das machte den Kauf deutlich teurer und das Problem war sehr häufig, dass der Kunde dies nicht einmal sofort bemerkte.
Ende der Abzocke durch Abschied von Extragebühren
Zusätzlich zur Deckelung der Zahlungsentgelte an sich, waren dann auch die Extragebühren, die für Zahlungen mit Kreditkarten erhoben wurden, ein Dorn im Auge des EU-Parlaments. Besonders Airlines sowie Reiseportale profitierten von den Extragebühren bei Kreditkartenzahlungen in erster Linie, obwohl genau in diesem Bereich sehr gerne mit besonders günstigen Preisen geworben wird. Diese günstigen Preise erwiesen sich aber dann auf den zweiten Blick, nämlich nach dem Buchungsprozess, auf den die Extragebühren aufgeschlagen wurden, nur noch als halb so lukrativ für den Kunden. Genau diese Gebührenabzocke will die Europäische Union nun beenden.
Spätestens ab 2017 werden die erhobenen Extragebühren dann nämlich verboten und somit nur noch Geschichte sein. Nach den Übergangsfristen folgt nun das Ende der Gebührenspielereien, die Verbraucher ohnehin nur schwer durchschauen können.
Weitere Neuerungen bei Kreditkarten
Zusätzlich zur Deckelung der Kreditkartengebühren, die bereits ab 2016 greift, sowie dem Verbot von Extragebühren, das spätestens ab 2017 zum Tragen kommt, folgen aber noch weitere bedeutsame Neuerungen.
Bisher war es sehr schwierig, einen Umtausch von Ware umzusetzen, die mit Kreditkarte beim Händler gekauft wurde. Das soll nach der Einführung der neu erarbeiteten Richtlinien nun auch anders werden. Ein Umtausch ist dann auch dann möglich, ohne dass langwierige Begründungen erforderlich sind. Verbraucher, die mit der Kreditkarte bezahlen, können hier eine enorme Erleichterung für die Zukunft erwarten, denn viele kennen bestimmt den Aufwand, den Händler machen, wenn sie mit Kreditkarte gekaufte Waren nicht umtauschen möchten.
Haftungsverringerung beim Missbrauch von Kreditkarten
Der Missbrauch von Kreditkarten soll in der Zukunft durch die Einführung der neuen Kreditkartenrichtlinien für Verbraucher zu einer Verringerung ihrer Haftung führen. Auch dieser Punkt ist sehr wichtig im Umgang mit dem Plastikgeld. Änderungen zugunsten der Verbraucher können unter Umständen auch dazu führen, dass sich Verbraucher vermehrt für die Nutzung von Kreditkarten entscheiden.
Neuregelungen betreffen MasterCard und VisaCard
Die neuen Richtlinien gelten sowohl für Visa als auch für MasterCard Kreditkarten. Andere Kreditkartenunternehmen sind von den Neuregelungen der EU-Kommission nicht betroffen. Der Hintergrund hierfür ist einfach, denn die Kreditkarten von American Express und anderen Anbietern werden von den Kreditkartenunternehmen selbst vertrieben. Visa und MasterCard dagegen vergeben ihre Lizenzen an Banken in der gesamten Welt, die dann wiederum die Kreditkarten vertreiben und das zu individuellen Konditionen.
Vermutungen könnten nun aufkommen, dass es die Kreditkartenlobby war, die der Auslöser dafür war, dass Amex und andere Anbieter von den neuen Kreditkartenrichtlinien nicht erfasst werden. Der Hintergrund für die Entscheidung könnte aber eher darin liegen, dass es bisher allen voraus die mit Lizenz ausgegebenen Karten waren, bei denen unterschiedlich hohe Gebühren erhoben wurden. Da jede Bank eigene Kreditkartengebühren erhebt und weder MasterCard noch Visa hier Riegel vorschiebt, waren neue Regelungen also dringend erforderlich.
Ein großer Schritt in die Richtung des digitalen Binnenmarktes innerhalb der EU
Jonathan Hill, der EU-Kommissar für die Finanzstabilität sowie Finanzdienstleistungen und Kapitalmärkte, äußerte sich folgendermaßen: „Europäische Verbraucher möchten sicher sein, dass ihre Zahlungen bei Einkäufen oder auch im Online-Zahlungsverkehr sicher sind. Die neuen Richtlinien über die Zahlungsdienste gewährleisten, dass elektronische Zahlungen innerhalb Europas nun sicherer sowie auch bequemer für den europäischen Kunden werden.“ Weiterhin argumentiert Hill, dass das Gesetz ein wichtiger Schritt zum digitalen Binnenmarkt ist und dass er Unternehmen wie Verbrauchern gleichermaßen nützlich sein wird, zudem eine Hilfe für das Wirtschaftswachstum ist. Hill dankt dem Europäischen Parlament für seine Arbeit für die Erreichung des Abkommens.
Werden Kreditkarten aufgrund der neuen Richtlinien nun teurer?
Verbraucher stellen sich nun die Frage, ob Visa und MasterCard aufgrund der Neuregelungen nun teurer werden. Darauf gibt es aktuell keine genaue Antwort. Keine Frage ist, dass die Banken die Einbußen nun an anderer Stelle wieder hereinholen möchten. Denkbar wäre auch eine Kürzung der Leistungen, wie Zusatzversicherungen, die häufig bei goldenen Kreditkarten enthalten sind.
Welche Wege sie dazu gehen, wird sich in der Zukunft zeigen. Die Extragebühren, die ab 2017 Vergangenheit sind, sind für die Kreditkartengebühren selbst aber irrelevant. Auf die Reise- und Flugpreise beispielsweise kann sich die Neuregelung aber auswirken, denn die Reiseportale und Airline sehen nun eine wichtige Einkommensquelle wegfallen.
Kommentare
Andreas Rohde 5. Juli 2018 um 11:38
Ist es richtig, dass American Express seinen Bargeldservice in Zukunft nicht mehr direkt, sondern mit der Monatsrechnung einzieht und ab wann würde das gelten ?
Knoll 16. Januar 2018 um 13:27
Wie verhält es sich, wenn ich als Dienstleister für einen Kunden Barauslagen (Verwaltungsgebühren) mit meiner Kreditkarte zahle? Darf ich dann die entstandenen Kosten dafür von ihm verlangen?
Reinthaler 12. August 2017 um 15:30
Muss ein Händler der eine Eurocard akzeptiert auch eine VISA Card akzeptieren, oder kann er diese ablehnen ?
Danke im Voraus für die Antwort!
Redaktion 14. August 2017 um 11:42
Die zu MasterCard gehörige Marke „Eurocard“ wurden bereits 2003 eingestellt. Grundsätzlich können Händler frei entscheiden, ob sie 1. Kreditkarten allgemein akzeptieren wollen und 2. eventuell nur bestimmte Marken. So sind American Express und Diners Card eher selten akzeptierte Karten in Deutschland, während VISA und MasterCard meist beide oder eben gar nicht akzeptiert werden.
Redaktion
Reimann 6. Juni 2017 um 20:52
In einem 5 sternenhotel wurde mir bei der Bezahlung mit der Visa Karte eine extra Gebühr berechnet.
Bei zahlung mit ec Karte wäre diese Gebühr nicht berechnet worden.
Ist das überhaupt noch statthaft , ???
Redaktion 7. Juni 2017 um 18:01
Sehr geehrter Leser,
eine Extra-Gebühr seitens des Hotels wäre sehr unüblich und kundenunfreundlich. Sofern es sich um eine Transaktion in Fremdwährung gehandelt hat (kein Euro), kann die so genannte Auslandsgebühr oder Fremdwährungsgebühr berechnet worden sein. Diese beträgt in der Regel zwischen 1,50 und 2,00%. Bei einer Zahlung mit EC-Karte (Heute: Girocard) wird jedoch ebenfalls eine Gebühr fällig, diese variiert je nach Bank sehr stark und kann im Preis- und Leistungsverzeichnis nachgesehen werden.
Steinhilber 4. Juni 2017 um 12:05
Guten Tag, gilt das Verbot von Gebühren für Kreditkartenzahlungen ab 2018 auch für Buchungen von Reisen im Reisebüro? Bisher
wurden von nahezu allen Reiseveranstaltern wie TUI usw. „Transaktionskosten“ für Kreditkartenzahlungen erhoben, bis zu 2% der
Reisekosten, also über den von Ihnen genannten 0,3% ab 2016. Wie sieht es ab 2018 aus für Bezahlungen im Reisebüro? Gerade
Reisen werden gerne wegen der enthaltenen Reiseversicherungen mit Kreditkarte bezahlt. Ich danke für eine Antwort.
Freundliche Grüße von Alfred Steinhilber
Ruben 8. Juni 2017 um 10:14
Guten Tag,
unseres Wissens nach gilt das ab 2018 für alle Unternehmen, unabhängig davon, ob das Reisebüros, Fluggesellschaften oder anderen Firmen sind.